Brisantes Interview mit Fraport-Chef

Flugspuren 23-03-2015Auf verschlungenen Wegen erreichte uns über einem lärmgeplagten Hanauer Bürger aus Hanau-Wolfgang das folgende Interview mit dem Fraport-Chef, das von einem Teilnehmer namens Flieger-Aas im DFLD-Forum verfasst wurde:

Interview des Möllner Stadtblattes mit Fraport-Vorstandvorsitzendem Stefan Schulte
Reporter TE aus Mölln: Sehr geehrter Herr Schulte, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.
Schulte: Gerne, gerne. Aber seien Sie doch bitte nicht so förmlich! Wir sind hier am größten
deutschen Flughafen ein internationales Team, das viel Wert auf ein enges Miteinander legt. Daher duzen wir uns hier alle untereinander. Nennen Sie mich doch einfach bei meinem Vornamen wie alle hier.
Reporter TE: Oh, interessant. Ja dann, also Stefan…
Schulte: Nein, nein, mein Vorname hier ist „Chef“!
TE: Okay!? Also, Herr Schulte, äh, Chef: Fünf Jahre nach der Inbetriebnahme der Nordwestlandebahn wird es Zeit, einmal ein erstes Resümee zu ziehen.
Chef: Oh ja, ein voller Erfolg, eine großartige Entwicklung, und noch lange nicht am Ende!
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TE: Aber die vorhergesagten neuen Arbeitsplätze sind doch nicht entstanden, zum Beispiel. Die Zahl der Beschäftigten von Fraport ist sogar leicht geschrumpft.
Chef: Doch, doch! Schauen Sie, allein die über 2000 Arbeitsplätze bei KPMG in THE SQAIRE…
TE: Aber die arbeiten doch nicht für den Flughafen! Und waren vorher nur woanders tätig!
Chef: Wir haben ja auch immer nur von Arbeitsplätzen AM Flughafen geredet, die neu entstehen würden. Und da gibt es einige neue Dienstleistungsunternehmen, die auch direkt auf dem Flughafengelände tätig sind…
TE: …mit Mitarbeitern, die vorher von Fraport aus den eigenen Betriebsteilen in eigenständige Unternehmen ausgegliedert und dann verkauft wurden. Und wo die Mitarbeiter jetzt weniger verdienen als vorher bei Ihnen!
Chef: Ja, das ist eben Wirtschaft. Und um mal ein großes Wort der ehemaligen Oberbürgermeisterin von Frankfurt ein klein wenig abzuwandeln: Jeder hat das demokratische Recht, sich einen neuen Job zu suchen.
TE: Kommen wir zurück auf die neue Landebahn: Die Anzahl der Flugbewegungen hat sich ja nicht so entwickelt, wie das vorhergesagt wurde. Ja, aufgrund des jetzt bestehenden Bahnen- und Luftwegesystems wird es von vielen Fachleuten sogar ausgeschlossen, dass die mit dem Bau der Landebahn angestrebte Flugbewegungszahl überhaupt erreicht werden kann.
Chef: Aktuell ist das wohl so richtig. Aber wir arbeiten jeden Tag hart daran, dass zu ändern. Die Ausrüstung der Flugzeuge wird ja ständig verbessert, und wenn die meisten erstmal die An- und Abflüge über GPS steuern, dann können die noch viel enger gestaffelt werden und wir damit die Anzahl der Flugbewegungen drastisch erhöhen.
TE: Was dann aber zu einer weiteren Zunahme der Belastungen der Anwohner führen wird, unter anderem mit dem unvermeidlichen Lärm.
Chef: Für diese Angelegenheit gibt es ja das „Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm“.
TE: Im Volksmund auch Fluglärmschutzgesetz genannt, weil es mit seinen Vorgaben und Berechnungen eher den Fluglärm als die Bevölkerung schützt. Da werden die Lärmspitzen, die stellenweise nahe an 100 Dezibel heranreichen, solange mit fragwürdigen Methoden berechnet und über große Zeiträume gemittelt, bis am Ende ein Dauerschallpegel herauskommt, der deutlich unter dem Geräuschpegel eines normalen Gesprächs liegt. Aber es steht ja eine Überarbeitung an, glauben Sie, äh, glaubst Du, dass es dann Verbesserungen im Lärmschutz für die Bevölkerung geben wird?
Chef: Ach wo, unsere Lobbyisten haben an dieser Stelle schon immer einen großartigen Job gemacht, und sie werden auch diesmal alles dafür tun, dass am Ende ein flugwirtschaftlich ausgewogenes Ergebnis dabei herauskommt.
TE: Aber die Politiker werden doch, gerade im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl 2017, zunehmend für die Belange der Bevölkerung in Bezug auf die Lärmeinwirkung sensibilisiert. Nehmen wir nur mal den für die Lärmberechnung verwendeten dB(A)-Filter, der angeblich das menschliche Hören von verschiedenen Frequenzen abbildet: Für Lautstärken, wie sie beim Fluglärm nun mal auftreten, ist dieser Filter nicht entwickelt und nie vorgesehen gewesen, sondern nur bis Lautstärken
bis 40 phon gültig. Wenn das eine breite Mehrheit der Bevölkerung spitzkriegt und ihren Politikern damit auf den Zahn fühlen…
Chef: Da habe ich keine Angst vor! Unsere Lobbykolonne ist da durchaus in der Lage, das zu kontrollieren. Zur Not zeigen wir den zuständigen Politikern eine Alternative für ihre Zeit nach der Politik auf, wie das bei unserem großen Gönner Roland (Ex-Ministerpräsident von Hessen Roland Koch, die Red.) auch funktioniert hat.
TE: Der ja nach seinem politischen Einsatz für den Ausbau der Frankfurter Flughafens eine gutbezahlte Position bei dem Baukonzern Bilfinger Berger antrat, der zuvor den Zuschlag für einen Großteil eben dieses Ausbaus bekommen hatte. Aber er hat bei Bilfinger ja kein allzu glückliches Händchen gehabt. Dem Konzern geht es heute sehr viel schlechter als vor der Ära Koch, die ja schon wieder Vergangenheit ist.
Chef: Ja, das war etwas dumm gelaufen für den Roland. In so einem Baukonzern kann der Kunde halt genau nachmessen, ob die Vorgaben für den Bau auch eingehalten worden sind. Ich glaube, da hat es Roland jetzt im Aufsichtsrat von Vodafone besser getroffen, da ist seine Leistung nicht mehr so genau nachzuvollziehen. Wir werden in Zukunft bei der Auswahl der Positionen unserer verdienten Zuarbeiter besser aufpassen müssen. Ich denke da mittlerweile auch internationaler, zum Beispiel an
Stellen in den zunehmend wärmer werdenden Regionen dieser Welt.
TE: Und dort wird dann auch nicht mehr so viel Staub aufgewirbelt. Apropos Staub: In letzter Zeit häufen sich die Hinweise, dass die Feinstaubbelastungen durch die Flieger deutlich höher sind als bisher angenommen. Kann sich da eine neue Front gegen die Fliegerei aufbauen?
Chef: Damit rechne ich in absehbarer Zeit nicht. Zuerst einmal haben die Messungen des hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie 2014 in Flörsheim eindeutig belegt, dass es in dieser angeblich so hoch belasteten Stadt keine höheren Belastungswerte als im Zentrum von Frankfurt gibt. Auch die Messungen in Sachsenhausen und Mainz-Lerchenberg habe keinerlei auffällige Belastung ergeben.
Zudem wird die schnelle Weiterentwicklung der Triebwerke dafür sorgen, dass die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten bzw. deutlich unterschritten werden.
TE: Nun wurden bei diesen Messungen ja hauptsächlich Partikel bis zu einem minimalen Durchmesser von 2,5 Mikrometern gemessen. Andere Messungen, auch von Bürgerinitiativen, die auch kleinere Partikel erfassten, haben dagegen erhebliche Belastungen im extrem gesundheitsgefährdenden Bereich von unter 2,5 Mikrometern festgestellt, die von den modernen Triebwerken aufgrund der großen Hitze und hohen Drücke in ihnen erzeugt werden.
Chef: Dieser Bereich ist für uns nicht entscheidend, da sie vom Gesetz her nicht vorgesehen sind. Und das wird sich sicherlich auch nicht so schnell ändern. Und wie gesagt, die Triebwerksentwicklung sorgt schon dafür, dass die Größe der Feinstaubteilchen weit unter der gesetzlichen Messbarkeitsgrenze bleibt. Wir sind an der Stelle sauber!
TE: So sauber wie bei der Planung des neuen Terminal 3, das ja jetzt wohl ein Jahr später als ursprünglich geplant fertig wird.
Chef: Ja, da haben wir unsere Planungen etwas gründlicher gestaltet, um nicht den Fehler der Berliner Kollegen zu wiederholen. Aber wir werden aller Voraussicht nach immer noch vor ihnen fertig (lacht)!
TE: Das heißt, diese Kapazitätserweiterung am Boden wird nach wie vor für notwendig gehalten, obwohl sich der Flugverkehr nicht wie prognostiziert entwickelt?
Chef: Aber sicher doch! Das ist wie mit dem Straßenbau: Wann immer eine Autobahn eine zusätzliche Fahrspur erhält, ist sie nach deren Freigabe innerhalb kürzester Zeit wieder verstopft, weil sie neuen Verkehr anzieht. So wird das auch bei uns sein, wir arbeiten ja bereits darauf hin, indem wir gezielt mit den Billigflug-Anbietern über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit reden.
TE: Aber die Kapazitäten in der Luft lassen sich ja nicht so einfach in gleichem Maße ausbauen. Wie soll das denn funktionieren?
Chef: Auch da sind wir bereits im Hintergrund tätig: Wir haben eine große Reserve im aktuellen System, die nur wieder reaktiviert werden muss, nämlich die Nachtstunden.
TE: Aber da gilt doch das Nachtflugverbot!
Chef: Erstens ist es nur eine Nachtflugbeschränkung, denn für bestimmte Ausnahmen gilt es nicht, als da wären medizinisch notwendige Flüge, Luftnotfälle, Vermessungsflüge, zu spät ankommende Flieger und bei allen möglichen Unwetterlagen.
TE: Ja, aber zwischen 24 Uhr und 5 Uhr morgens geht doch regulär nichts.
Chef: Aktuell ist das so, aber wie gesagt, wir arbeiten in einer konzertierten Aktion mit Verbänden und Interessenvertretungen daran, diese Ressourcen für uns zu heben. Und für die lärmgeplagte Bevölkerung hat das dann auch einen enormen Vorteil: Wer die ganze Nacht Fluglärm hat, gewöhnt sich daran und wird nicht mehr morgens um 5 vom ersten Flieger aufgeschreckt!
TE: Eine letzte Frage noch: Was halten Sie von den Ergebnissen der NORAH-Studie?
Chef: Mir persönlich ist es völlig egal, was die Ex-Freundin von Modern Talking-Star Thomas Anders studiert. Aber sie kann natürlich jederzeit von unserem schönen Flughafen aus auf Studienreise fliegen!
TE: Ich danke für diese offenen Darlegungen!
Dieses fiktive Interview hat in seinem Wahrheitsgehalt mindestens die gleiche Güte wie viele der von Fraport für den Ausbau und den Planfeststellungsbeschluss bestellten Prognosen und Gutachten.
Unser Reporter aus Mölln mit dem Kürzel TE ist übrigens Till Eulenspiegel[/read]

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